Immobilienpreise trotz Corona (noch) weitestgehend stabil
Die Immobilienpreise in Deutschland sind 2020 weiter gestiegen. Das zeigt eine Analyse der ersten vier Monate von immowelt. Demnach haben in drei Viertel der untersuchten Städte die Kaufpreise im bisherigen Jahresverlauf zugelegt, teilweise sogar um bis zu 9%. Die Experten wagen zudem einen Ausblick auf das Gesamtjahr.
Die Corona-Krise zeigt bislang noch keine negativen Auswirkungen auf den Markt für Bestandswohnungen in Deutschland. In 45 von 60 untersuchten Großstädten steigen die Kaufpreise seit Ende des vergangenen Jahres. Dies zeigt eine Analyse von immowelt, in der die Angebotspreise von Bestandswohnungen in den letzten vier Monaten 2019 mit den ersten vier Monaten 2020 verglichen wurden.
Plus 9% in Leipzig
In Berlin haben sich die Angebotspreise von Ende letzten auf Anfang dieses Jahres um 4% erhöht. Aktuell werden im Mittel 4.220 Euro für den Quadratmeter verlangt. Deutlich steiler zeigt die Kurve gar in Leipzig nach oben. Dort zahlen Käufer aktuell 9% mehr als noch Ende letzten Jahres. Der Quadratmeter kostet mit 2.170 Euro allerdings auch nur halb so viel wie in Berlin.
Krise bisher gut überstanden
„Bislang hat der Wohnimmobilienmarkt die Corona-Krise gut überstanden, die Preise sind größtenteils stabil oder steigen sogar weiter“, kommentiert Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO der immowelt AG die Zahlen. „Wie stark die Corona-Krise letztendlich die Immobilienmärkte beeinflusst, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Die aktuell schrittweise Aufhebung des Lockdowns spricht aber eher dafür, dass die Immobilienbranche wieder durchstartet und die schon jetzt gestiegene Nachfrage die Preise weiter ankurbeln wird.“
Kaum Veränderung in den Big 7
In den größten deutschen Städten steigen die Preise zwar weiter, allerdings aufgrund des hohen Preisniveaus nicht mehr so stark. In München verteuern sich die Angebotspreise um 2%. Der Quadratmeter kostet in der teuersten deutschen Großstadt aktuell 7.650 Euro, Ende vergangenen Jahres waren es noch 7.470 Euro. Die gleiche prozentuale Entwicklung weist Frankfurt bei Preisen von 4.930 Euro pro Quadratmeter auf. Auch in Köln (+1%), Stuttgart (+2%) und Düsseldorf (+3%) gibt es nur geringe Veränderungen. Hamburg weist mit –1% sogar einen minimalen Rückgang auf. Allerdings könne hierbei noch von keiner Trendwende oder gar einem Corona-Effekt gesprochen werden.
Große Anstiege in der zweiten Reihe
Die immowelt Analyse zeigt zudem, dass große Anstiege besonders in vielen kleineren Städten auftreten, darunter auch einige ostdeutsche Städte: Jena (+7%), Chemnitz (+6%) und Erfurt (+4%) weisen allesamt eine steigende Tendenz auf. Das Preisniveau ist verglichen mit anderen Regionen Deutschlands jedoch deutlich niedriger. Ein ähnliches Bild lässt sich auch in einigen Städten Nordrhein-Westfalens beobachten. Mönchengladbach, Solingen (jeweils +9%) oder Paderborn (+7%) sind nur drei von vielen Beispielen. Doch auch einige hochpreisige Städte verzeichnen weiter große Anstiege, wie etwa Reutlingen (+9%), Wiesbaden (+8%) und Fürth (+7%).
Ausblick: So dürfte es mit den Immobilienpreisen weitergehen
„Wir glauben, dass der Wohnimmobilienmarkt keine großen Schäden davontragen wird und wieder schnell Fahrt aufnimmt“, sagt Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler. „Bereits jetzt ist das Interesse an Immobilien wieder groß. Durch die gestiegene Nachfrage werden die Kaufpreise besonders in den engen Märkten wie München oder Berlin weiter steigen.“
Wahrscheinlichstes Szenario: Schnelle Erholung
Im aktuell angenommenen Szenario werden die Eindämmungsmaßnahmen der vergangenen Wochen weiter gelockert, sodass sich die Wirtschaft relativ schnell erholen wird. Das gelte dann auch für den Immobilienmarkt. Denn im Gegensatz zu anderen Branchen seien bereits geplante Immobilienkäufe nicht ersatzlos gestrichen, sondern in vielen Fällen nur aufgeschoben worden. Der Drang nach Wohneigentum bleibe unverändert. Eine große Menge an Zwangsversteigerungen erwartet immowelt in diesem Szenario nicht erwartet.
Zwei unrealistischere Szenarien
Doch laut immowelt sind auch noch zwei weitere Szenarien denkbar, je nachdem wie die Pandemie weiter verläuft. Im mittleren Fall erholt sich die Wirtschaft nur sehr langsam. Die Nachfrage nach Wohneigentum ist dann aufgrund der hohen Kaufpreise und der gesunkenen Einkünfte gering, sodass die Kaufpreise leicht zurückgehen. Beim pessimistischsten Szenario stürzt die Wirtschaft gar in eine lange Rezession. Aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit platzen vielen Immobilienfinanzierungen. Zwangsversteigerungen sind die Folge. Durch das erhöhte Angebot und die geringe Nachfrage fallen die Kaufpreise stark ab. (mh)
Berechnungsgrundlage
Datenbasis für die Berechnung der Kaufpreise in den 60 ausgewählten Städten über 100.000 Einwohner waren auf immowelt.de inserierte Angebote. Die Preise sind jeweils Angebots-, keine Abschlusspreise. Dabei wurden ausschließlich Angebote berücksichtigt, die vermehrt nachgefragt wurden. Die Preise geben den Median der jeweils im September bis Dezember 2019 und Januar bis April 2020 angebotenen Eigentumswohnungen (40 bis 120 Quadratmeter) im Bestand wieder, die 2016 oder früher fertiggestellt wurden. Der Median ist der mittlere Wert der Angebotspreise.
queller: AssCompact – Fachmagazin f. Risiko und Kapitalmanagment